Das sozial-diakonische Profil besucht die "Schule im Park" Freital

Teil 1

Am 28. April 2015 besuchte das sozial-diakonische Profil der Klasse 9 im Rahmen eines größer angelegten Projekts die Schule für geistig Behinderte in Freital „Schule im Park“. Im Folgenden einige persönliche Impressionen von diesem außergewöhnlichen Ausflug:

Gespannt und erwartungsvoll betraten wir das im Jugendstil erbaute und schön restaurierte Schulhaus. Alle waren froh, dem nassen Schnee, der an diesem Tag überraschend gefallen war, endlich entkommen zu können. Bereits an der Eingangstür hörten wir Kinderstimmen. Eigentlich klang es nicht viel anders als bei uns in der Schule, dennoch stieg die Anspannung mit jedem vollzogenen Schritt. Was wird uns erwarten? Wie werden die Schüler auf uns reagieren? Werden wir uns mit ihnen unterhalten können? Fragen über Fragen schossen durch unsere Köpfe. (Peter, 9A)

Im Foyer nahm uns die Schulleiterin, Frau Stejskal, in Empfang. Nachdem wir unsere nassen Sachen in der Umkleide ablegen konnten, rechneten alle mit einer kleinen Führung, stattdessen wurden wir angehalten, auf die Kinder zuzugehen und zu versuchen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Dies hatten wir ganz und gar nicht vermutet. Zügig verteilten wir uns auf die drei Räume, in denen ca. 12 Schüler im Alter von 10 bis 12 Jahre ihre 30minütige Pause verbrachten.

Mir persönlich fiel die Kontaktaufnahme anfangs schwerer, da ich sonst keinen Kontakt zu Menschen mit Behinderung habe und mir auch unsicher war, wie ich Gespräche am Laufen halten soll. Nachdem ich mich ein bisschen umgeschaut hatte, kam ich dann doch noch mit einem Mädchen namens Vanessa ins Gespräch. Sie führte mich zu den akkurat gemalten Frühlingsbildern, die sie im Kunstunterricht gerade angefertigt hatten. (Annika, 9A)

Die Anspannung löste sich zunehmend, als ich einem Gespräch zwischen Frau Erli und Veit, einem 12jährigen Schüler, lauschte. Gelöster und offener schlenderte ich daraufhin in das andere Pausenzimmer, wo meine Klassenkameradinnen gerade dabei waren, mit einigen Kindern Uno zu spielen. Es machte unheimlich viel Spaß, ihnen dabei zuzusehen, wie sie sich den behinderten Kindern annäherten. (Klara, 9B)

Vor allem die EGT-Mädchen wurden mit großem Interesse empfangen. Ein bisschen schüchtern und verschämt wurden diese nach ihrem Namen, Alter und ihrem Wohnort befragt. Währenddessen bahnten sich an der Autorrennbahn richtige Männergespräche an und im Nebenzimmer gewann John überlegen die Uno-Runde.

Das Mädchen, mit dem wir Uno spielten, hieß Vanessa und der Junge John. Keinen Augenblick habe ich an deren Behinderung gedacht. Alles war so selbstverständlich. Sie waren mir sehr sympathisch und wir verstanden uns sofort super. (Selina, 9B)

Ganz unbekümmert erzählte uns Marie über ihren Alltag und die Freude, dass wir da waren. Ich war überrascht, wie anschaulich sie ihre Erlebnisse schilderte und über welche Kleinigkeiten sie sich freute – eine Eigenschaft, die man sich aneignen sollte. (Klara, 9B)

Später erklärte mir Marie, wie sie in der Schule lernt und was ihr schwer fällt. Gemeinsam versuchten wir uns an kleinen Matheaufgaben. (Max, 9B)

Entgegen meinen Erwartungen gelang es mir erstaunlich gut, mich mit den Kindern zu unterhalten. Alle waren aufgeschlossen und gesprächsfreudig, sodass schöne Gespräche zustande kamen. Sie wollten wissen, woher wir kommen und wie wir heißen. Es war eine schöne und ruhige Atmosphäre. Außerdem haben wir mit den Kindern gespielt und die Zeit verging wie im Fluge. (Christoph, 9B)

Am Ende der Pause war Luisa um eine Freundin reicher und ich beschäftige mich immer mehr mit dem Gedanken, ein Praktikum in dieser Schule zu absolvieren. (Klara, 9B)

Als es klingelte, mussten wir leider voneinander Abschied nehmen. Die Kinder kehrten in ihren Klassen zurück und wir nahmen zwei Etagen höher im Lehrerzimmer Platz. Bevor wir unsere zahlreichen Fragen zu den Besonderheiten dieser Schule loswerden konnten, bat uns Frau Stejskal unsere Gefühle vor und nach der Begegnung mit den Schülern auf Moderationskarten zu notieren.

Ich schrieb, dass ich vor dem Besuch etwas unsicher und aufgeregt war, aber danach sehr glücklich und zufrieden. (Selina, 9B)

Diese Gefühle teilten scheinbar alle, das konnte man zumindest an den 28 Antwortpaaren deutlich ablesen. Und weil alle so gut mitgearbeitet hatten, bekam die Hälfte der Gruppe den sogenannten Snoezelraum gezeigt, in welchem vor allem das Wasserbett auf besondere Begeisterung stieß. Die restlichen Schüler können sich schon allein aus diesem Grund bereits jetzt auf den zweiten Teil des Besuchs in zwei Wochen freuen.

Teil 2

Da an diesem Dienstag im Gegensatz zum ersten Besuch in der „Schule im Park“ das Wetter auf unsere Seite war, versammelten wir uns im malerischen Garten der Jugendstilvilla.

Dieses Mal war alles anders. Nicht nur weil wir uns draußen im Freien trafen, sondern weil wir ungefähr wussten, was auf uns zukommt, und wir bereits untereinander Freundschaften geknüpft hatten. Ich beobachtete, wie Luisa ein fröhlich strahlendes Mädchen umarmte, das – wie ich später erfuhr – Johanna hieß. (Josephine, 9A)

Die Freude, uns wiederzusehen stand unseren Gastgebern buchstäblich im Gesicht. Als erstes schloss mich meine Freundin „Hanni“ in die Arme. Zu zweit liefen wir dann einfach durch den Park und unterhielten uns. (Luisa, 9B)

Andere spielten währenddessen Ball über die Leine oder plauderten mit Marie über Gott, die Welt, Andrea Berg und den Fernsehgarten. Alle hatten viel Spaß und amüsierten sich gut. (Christiane, 9B)

Kurz darauf gab es Kuchen, den Lydia und Johanna als Dankeschön für den netten Empfang gebacken hatten. Mit einem Stück Danke-Kuchen in der Hand gesellte ich mich zu Tom, der mich sofort erkannte und mir die Hand schüttelte. (Josephine, 9A)

Doch dann begann für die Schüler der Unterricht und wir mussten erneut Abschied nehmen. Für uns war der Besuch allerdings noch lange nicht zu Ende: Im Lehrerzimmer wartete inzwischen Frau Stejskal, mit dem Thema Inklusion auf uns.

Ich muss zugeben, dass ich zuvor noch nie von diesem Wort gehört hatte. In Gruppen machten wir uns Gedanken, wie Inklusion funktionieren kann. Die Kunst einer gelungenen Inklusion besteht darin dass niemandem mehr wirklich auffällt, wenn jemand anders ist [...] Es ist traurig, aber oft betrachten wir behinderte Menschen als Belastung. Frau Stejskal ermutigte uns, es anders zu sehen: Eine Rampe sei nicht nur für körperlich Behinderte da. Davon profitiere auch die Mutter mit dem Kinderwagen oder die Oma mit dem Rollator und auch wir hätten mit unseren Skateboards sicherlich Freude dran. Diese Sichtweise gab mir zu denken. Nicht die Behinderten allein müssen sich an uns anpassen, auch wir können von ihnen lernen. Es gab gute Gespräche zu diesem Thema und es hat mir Spaß gemacht, dabei zu sein. (Josephine, 9A)

Am Ende des Workshops wurde ausgiebig im Snoezelraum entspannt, während Frau Stejskal und Frau Erli den dritten Teil der Begegnung zwischen Schülern des EGT und der „Schule im Park“ am 8. Juni in der Tharandter Kuppelhalle planten. Fortsetzung folgt also.

(Red.: Andreea Erli)

Teil 3