Schulpartnerschaft Tharandt-Oradea: Oradea 2015

(auch unsere rumänischen Partner haben Berichte und Fotos ins Netz gestellt)

 

9. Oktober 2015

Nachdem von der Partnerschule das Programm für eine ereignisreiche Woche in Oradea (Großwardein), Turda (Thorenburg), Sibiu (Hermannstadt), Alba Iulia (Karlsburg)... übermittelt worden ist, steigt nochmals die Vorfreude, morgen geht es endlich los!

 

10. Oktober 2015

Erwartungsfroh trafen sich Schüler, Eltern und Begleiter am Gleis 1 des Dresdner Hauptbahnhofs. Der Zug ließ auf sich warten, weshalb noch genügend Zeit für Gespräche, Ansagen, Umarmungen, Fotos blieb, bevor der Zug mit zwanzigminütiger Verspätung einlief und die Plätze eingenommen werden konnten.
Die Fahrt verlief sehr abwechslungsreich, in einem Abteil liefen verschiedene Filme, im anderen kam man kulinarisch auf seine Kosten, sodass die Zeit letztlich doch schnell verging, zumal der Zug am Ende pünktlich 18.36 Uhr auf dem Budapester Ostbahnhof einfuhr. Das Oradenser Abholungskomitee war schnell herbeitelefoniert und die Fahrt konnte umgehend mit dem Kleinbus in Richtung Rumänien weitergehen. Kurz vor der Grenze konnten alle schon ein paar Brocken Rumänisch.
Gegen Mitternacht traf die Gruppe in Oradea ein, wo die Schüler von ihren Gastfamilien abgeholt wurden.

 

11. Oktober 2015

Der erste Abschnitt des Tages dürfte bei vielen Teilnehmern für das Nachholen von Schlaf aufgewendet worden sein, anschließend fanden alle den Weg zur Oradenser Festung, welche das Zentrum des alljährlichen Herbstfestes mit Markttreiben, Musikdarbietungen und Umzügen bildet. Auch wenn das Wetter eher zum Daheimbleiben einlud, ließen sich Schüler und Betreuer nicht vom Dauerregen verdrießen.

 

12. Oktober 2015

Dem erst im Laufe des Tages weniger werdenden Dauerregen erfolgreich trotzend, traf sich die Gruppe pünktlich zu Unterrichtsbeginn mit den rumänischen Kollegen in der Schule, wo die Schüler auf mehrere Klassen verteilt dem Unterricht beiwohnten.

Nach einem sehr reichhaltigen Mittagessen in der Kantine einer benachbarten Schule folgten wir einer Einladung zum deutschen Forum, der politischen und kulturellen Interessenvertretung der deutschen Minderheit in Rumänien.

 

13. Oktober 2015

Nach einer wohl für alle recht kurzen Nacht traf sich die Gruppe um 6 Uhr zur Abfahrt in Richtung Hermannstadt (Sibiu). An Klausenburg (Cluj) vorbei führte uns der Weg zu ersten Station nach Thorenburg (Turda). Dort wurde bereits seit römischer Zeit Salz abgebaut. Die seitdem entstandenen imposanten Höhlungen wurden vor knapp 25 Jahren in ein beeindruckendes Bergbaumuseum umgewandelt, welches nach eigenen Angaben jährlich bis zu einer halben Million Besucher findet. Dies auch nicht zu Unrecht, schließlich erfährt man dort nicht nur Vieles zur Geschichte des Salzbergbaus, sondern gewinnt auch auf originelle Weise eine Ahnung von den Dimensionen dieses über Jahrhunderte betriebenen Unternehmens – etwa wenn man unter Tage auf einem Salzsee gondelt, wenn man die 13 Etagen per Treppe hinunter- und vor allem wieder hinaufsteigt oder wenn in der riesigen leeren unterirdischen Kammer ein Riesenrad zur Fahrt einlädt.
Die nächste Station führte uns nach Schäßburg (Sighişoara) und damit zu einer der sieben Burgen, von denen Siebenbürgen seinen Namen hat. Nach dem Besuch des bekannten Stundturms, der als Wahrzeichen der Stadt ein Geschichtsmuseum beherbergt, blieb genügend Zeit die malerische Altstadt mit ihren Cafés und Souvenirläden zu erkunden, nicht zuletzt auch den Kirchberg samt Schule und Bergkirche per überdachter Treppe zu erklimmen.
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit schauten wir noch in der teilweise bereits sehr ansprechend sanierten Kirchenburg von Frauendorf (Axente Sever) vorbei und erfuhren von einer örtlichen Führerin sowie aus dem angeschlossenen Museum eine Menge über die Geschichte der siebenbürgisch-sächsischen Besiedlung der Gegend – nicht zuletzt auch über deren drohendes Verlöschen.
Gegen halb neun war die Gruppe schließlich am Ziel der Tagesreise angekommen und bezog ihr Hotel in Hermannstadt.

 

14. Oktober 2015

Auch wenn am Vortag keine Zeit mehr war, das Hermannstädter Nachtleben zu genießen, kamen einige Schüler aufgrund ihrer vorabendlichen Aktivitäten nur schlecht aus dem Bett, trotzdem waren halb neun alle an Bord unseres Busses, der die deutschen Schüler/Begleiter und einen Teil der rumänischen Schüler (aus Platzgründen in der Vertretung konnten nicht alle rumänischen Gastgeber mitkommen) ins deutsche Konsulat im Stadtzentrum brachte.
Nach der seit einigen Jahren auch in deutschen Auslandsvertretungen obligatorischen Sicherheitskontrolle empfing uns Frau Konsulin Urban zu einem ca. einstündigen Gespräch über die deutsche Minderheit Rumäniens, die politische, kulturelle und wirtschaftliche Situation in Rumänien sowie die Aufgaben des diplomatischen Dienstes im Allgemeinen und des Hermannstädter Konsulats im Besonderen.
Im Anschluss war nun endlich etwas Zeit zur individuellen Entdeckung der Stadt (beispielsweise des berühmten Brukenthal-Museums), die sicherlich zu den schönsten Rumäniens gehört – und jahrelang vom nunmehrigen rumänischen Präsidenten Klaus Iohannis als Bürgermeister geführt wurde. Die letzte Station in Hermannstadt bildete der Besuch eines Freilichtmuseums, in dem über 100 Wohn- und Funktionsgebäude aus dem ganzen Land aufgestellt sind, z.B. konnte man die Wirtschaft einer altorthodoxen Fischerfamilie aus dem Donaudelta in allen Einzelheiten bestaunen.
Auf der Rückfahrt nach Oradea machten wir noch Halt in Karlsburg (Alba Iulia), wo am 1. Dezember 1918 (der seitdem rumänischer Nationalfeiertag ist) der Anschluss Siebenbürgens und des nördlichen Banats an Rumänien deklariert worden war. Auf der Anlage der riesigen Festung aus römischer Zeit wurden in den letzten Jahren viele Bauten restauriert oder wiederhergestellt, die mit diesem Ereignis irgendwie in Verbindung gebracht werden können.
Gegen 23 Uhr war die Gruppe wieder in ihrer einwöchigen Wahlheimat Oradea angekommen.

 

15. Oktober 2015

Erneut stand ein Schultag auf dem Programm. Neben Unterricht in den Klassen der Gastgeber besuchte die Gruppe die an das Friedrich-Schiller-Gymnasium angeschlossene Grundschule.
Da das geplante Bad in der Apollo-Therme von Bad Felix (Băile Felix) am Stadtrand von Oradea nicht auf große Begeisterung gestoßen war, wurde dieser Programmpunkt ausgelassen und blieb somit mehr Zeit für die eigenständige Entdeckung Oradeas.
Dennoch wurde nicht völlig auf Bad Felix verzichtet, vielmehr traf sich die Gruppe wie geplant am Nachmittag mit einigen der Gastgebereltern am imposanten Seerosenteich des Ortes.
Der Rest des Abends gehörte dann ganz allein den Schülern.

 

16. Oktober 2015

Und schon war der Freitag und damit der letzte Tag des Schüleraustauschs gekommen.
Noch einmal stand ein Ausflug auf dem Programm, diesmal in die südöstlich Oradeas gelegenen Berge, die aufgrund von Straßenbauarbeiten gar nicht so leicht zu erreichen waren.
Ziel waren zwei Höhlen, die im karstigen Gebirge in Jahrtausenden entstanden sind.
Zunächst besuchten wir die Höhle Farcu (bzw. Kristall-Höhle), die neben einer ehemaligen Bauxit-Grube entdeckt wurde und sich vor allem durch die filigranen Kristallbildungen auszeichnet. Da die Höhle nicht sehr groß ist, konnte nur jeweils die Hälfte der Schülergruppe in den Berg geführt werden, während sich die andere Hälfte mit der draußen angebrachten Seilbahn vergnügte.
Auf der Weiterfahrt machten wir an einer alten, aber noch in Betrieb befindlichen Wassermühle Halt, welche von einem nur als Original zu bezeichnenden alten Herren betrieben und bewohnt wird, der nach eigenen Angaben in zwei Tagen seinen 90. Geburtstag begehen würde. Als Höhepunkt des Zwischenstopps spielte er auf seiner für die Gegend typischen Trichtergeige auf und mochte damit gar nicht wieder aufhören.
Die bereits seit dem 19. Jahrhundert bekannte Höhle Meziad liegt zwar nur wenige Kilometer entfernt, hat aber dennoch mit der zunächst besichtigten Höhle kaum Gemeinsamkeiten: Sie ist nicht nur lang und hoch, sondern auch vom ganzen Interieur völlig anders, was an dieser Stelle schwer zu beschreiben ist, aber durch Fotos belegt werden kann.
Den Abschluss bildete ein Essen unter freiem Himmel, zu welchem uns der Bürgermeister des Ortes freundlicherweise eingeladen hatte.

 

17. Oktober 2015

Was soll man über diesen letzten Tag schreiben: Der Himmel war morgens um fünf Uhr nicht der einzige, der weinte. Nach einer schönen Woche fiel der Abschied nicht eben leicht, trotzdem musste er sein, damit der deutsche Teil der Gruppe nicht den Zug in Budapest verpasste, der mit etwa derselben Verspätung wie bei der Hinfahrt am Abend in Dresden eintraf.

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