Klipphausen. Nach jahrelangem zähen Ringen gelang es der Gemeinde, einen Träger, den „Christlichen Schulverein Wilsdruffer Land e. V.“, für eine Oberschule zu finden.

„Wenn morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen“ – diese Worte von Martin Luther vor fast 500 Jahren waren die Einstimmungsworte des Gottesdienstes zur Eröffnung der neuen Schule in der Kirche Naustadt am Sonntag. Pfarrer Christoph Rechenberg und die neue Schulleiterin Daniela Vogt führten durch den feierlichen Gottesdienst. Alle 25 Schülerinnen und Schüler lauschten den Worten. Die Eingangsworte zogen sich durch den gesamten Festakt.

Ein junger Apfelbaum stand symbolisch in der Mitte vor dem Altar. In den Predigten der beiden anwesenden Pfarrer Mathias Tauchert (Burkhardswalde) und dem schon genannten Christoph Rechenberg (Naustadt) waren viele liebe- und verantwortungsvolle Worte für die Kinder der neuen Schule zu hören. Auch die neue Schulleiterin freute sich sichtlich über ihre künftige Aufgabe und übergab allen Kindern der ersten 5. Klasse Apfelkerne zum Aussäen und Kissen für einen guten „Sitz“ beim Lernen.

Festgottesdienst

„Das waren schon bewegende Momente bei dieser Einschulung, ich würde sie allen Kindern aller Schulen wünschen“, erklärte Bürgermeister Mann. Spätestens nun sei das Projekt Oberschule Klipphausen unumkehrbar. „Die nächste große Hürde wird der Bau des Schulgebäudes sein.“ Dazu sei die erste Auslegung des Bebauungsplans vorgenommen worden, wobei es sehr wenig Kritik an den Unterlagen gegeben habe. Die zweite Auslegung folgt.

Auch die europaweite Ausschreibung der Planungsleistungen sei in Vorbereitung, so der Klipphausener Bürgermeister. Diese ist ab einer bestimmten Bausumme notwendig, im Falle der geplanten neuen Oberschule sind dafür rund acht Millionen Euro veranschlagt. Die Gemeinde will am Rand des Ortsteils Ullendorf auf einer Fläche von 64 000 Quadratmetern eine zweizügige Oberschule, eine Zwei-Feldsporthalle und Sportanlagen bauen. „Natürlich versuchen wir die Summe zu drücken, mal sehen, was möglich ist.“

Nachdem Klipphausen, die zweitgrößte Flächengemeinde Sachsens, bereits zwei ihrer drei Grundschulen ohne Unterstützung des Landes Sachsen gebaut hat, wird die Oberschule die dritte Schule sein, die die Gemeinde auf eigene Kosten errichtet. Diese offenkundige Benachteiligung weiß sich der Bürgermeister nicht zu erklären: „Unsere Kinder haben das gleiche Anrecht auf Förderung wie die Kinder in den Nachbargemeinden.“ Immerhin sind seit 1989 im heutigen Gemeindegebiet drei Mittelschulen geschlossen worden.

Nach der Einsegnung von Schülern und Lehrern verließen am Sonntagnachmittag alle die Kirche Naustadt und machten sich auf den Weg zur neuen „alten“ Schule. Denn die ersten beiden Jahre werden die Schülerinnen und Schüler in der Grundschule Naustadt lernen. Diese stellt zwei der kürzlich neu geschaffenen Unterrichtsräume zur Verfügung. Geplant ist, in zwei Jahren in den Neubau umzuziehen.

In der Grundschule angekommen, war ein riesiges Kuchenbuffet von den Eltern vorbereitet worden. Bürgermeister Gerold Mann dankte allen Beteiligten für das Gelingen der Gründung der Oberschule. Lutz Müller, Leiter der Grundschule, begrüßte die „Neuen“ sehr herzlich. Weitere Politiker und Vereinsmitglieder sprachen vor den Eltern und begrüßten ebenfalls die Schaffung der neuen Oberschule als großen Gewinn für die Region.

In der Zwischenzeit gab es die erste Unterrichtsstunde. Die Fünftklässler schrieben ihre Wünsche für das neue Schuljahr auf Zettel, welche an gelben Luftballons, dem gelben Schullogo angepasst, angebracht wurden. Gemeinsam ließen die Kinder die Luftballons steigen. Ein günstiger Wind hielt die Ballons lange zusammen – man kann das wohl als gutes Omen für die Oberschule Klipphausen betrachten.

(Volker Gerlach, Udo Lemke)