Benvenuti a Tharandt...

... hießen wir unsere Austauschschüler am 15. September 2014 willkommen. Alberto Frigo und Dario Sacco aus Bozen, Italien, lernten bis Dezember desselben Jahres mit unseren Elftklässlern und wohnten bei den Familien zweier Schülerinnen.

Die beiden besuchen normalerweise das naturwissenschaftliche Gymnasium „Liceo Scientifico Torricelli di Bolzano“. Sehr gute Schüler haben dort die Möglichkeit das erste Trimester der elften Klasse im Ausland zu verbringen, was Dario und Alberto auf die Idee brachte, während dieser Zeit in Deutschland zu leben und zu lernen.

„Als ich die Couch im Klassenzimmer sah, wusste ich, hier ist einiges anders.“, berichtet Alberto von seinem ersten Eindruck hier am EGT. Das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern hier beschreibt er als locker. Schließlich stehen in Italien die Schüler zur Begrüßung des „Prof.“ auf und eine gegenteilige Meinung bei einer Diskussion kann schon mal mit Nachsitzen bestraft werden. Auch unser Schultag unterscheidet sich von den Gewohnheiten der beiden. Der Unterricht endet an ihrer Schule täglich um halb zwei, Mittagsversorgung gibt es nicht, da geht es nach der 6. Stunde zu Mamma oder Nonna. Sehr gewöhnungsbedürftig waren deshalb für die beiden unsere Essenspausen. Wer Italien und seine Landsleute kennt, weiß von deren Esskultur und ihrer Fähigkeit sich stundenlang dafür Zeit nehmen zu wollen. In unserer Schulküche geht es da wohl hektischer zu als in Mammas cucina. Bis zum letzten Tag konnten die beiden nicht verstehen, dass Milchreis von vielen als vollwertige und leckere Mittagsmahlzeit genossen wird. An jenen Tagen bogen Dario und Albert nach Schulschluss schnellstmöglich ins lokale Kebabhaus ab, um sich einen „Nachtisch“ zu erlauben.

Die Nachmittage der Südtiroler Schüler bestehen in Bozen hauptsächlich aus Lernen und Nach- und Vorbereiten der Lerninhalte. „Hier bekommt man von den Lehrern viel mehr beigebracht, das bringt mehr Zeit für andere Dinge“, sagt Dario, der nachmittags gern mit seinen Freunden aus Italien chattete oder mit dem Hund der Gastfamilie durch die Felder streifte. Alberto unternahm viel mit seiner Gastfamilie aus Dresden und lernte so Sachsen und auch den Harz kennen.

Ihre Mitschüler unterstützten die beiden Jungs nicht nur in schulischen Angelegenheiten, sondern weihten sie auch in die hiesige Partykultur ein. „Sprachlich gab es kaum Probleme“, sagt der Klassenbetreuer Tilmann Hartmann, „schließlich lernen Kinder in Südtirol bereits ab der ersten Klasse Deutsch.“

Dass sie die Weihnachtszeit in Sachen verbringen durften, war etwas Besonderes. Den Weihnachtsmarkt kannten die Siebzehnjährigen zwar aus ihrer Heimat, der dort jährlich zehntausende Besucher anlockt, doch gefielen ihnen unsere Nikolaustradition am 6. Dezember und die vielen verschiedenen Weihnachtsmärkte in der Umgebung. Nach Hause nahmen sie allerdings weder Schwibbogen noch Räuchermann mit, sondern Dynamoschal und Kochbücher der Sächsischen Küche (ob mit oder ohne Milchreisrezept...?).

Beiderseits waren die drei Monate eine tolle Erfahrung und wir freuen uns auf neue Gäste.

(Daniela Steinborn, Koordinatorin des Austauschs)